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14Nov/23
Thomas Ebenfeld

Der paradoxe Konsument und seine Auswirkungen auf die Marken

von Thomas Ebenfeld, Psychologe, Co-Founder und Managing Director der internationalen Research Boutique concept m research + consulting –

Die Zeiten sind bewegt, und der Verbraucher sieht sich in einem permanenten Dilemma: Wie kann er mit Konsum zu einer besseren Welt beitragen? Die Antwort muss die Markenkommunikation finden.

Der Mensch als Konsument lebt gefangen in Widersprüchen. Er möchte gerne Gutes bewirken und gleichzeitig günstig Grillfleisch kaufen. Mit konträren Motivationen umzugehen, ist seit jeher das Handwerkszeug des Marketeers, doch die aktuellen Entwicklungen einerseits und die neuen Generationen, insbesondere Gen Z, andererseits haben eine neue Dimension der paradoxen Beweggründe entstehen lassen.

Einige Beispiele aus den Ergebnissen unserer Marktforschung, die heutzutage ganz normal geworden sind: Kunden wünschen sich Elektroautos, die aber Höchstgeschwindigkeiten fahren können sollen. Touristen sehnen sich nach Ursprünglichkeit und Entschleunigung, steigen dafür aber in den Jet. Menschen möchten mit dem Smartphone die Allverfügbarkeit aller möglichen Dienstleistungen, verlangen aber nach einer Warnung, wenn bestimmte Bildschirmzeit-Limits überschritten werden.

Ist da etwas aus dem Ruder gelaufen? Sicher ist, dass die aktuellen Krisen und Konflikte psychologische Spuren hinterlassen haben. Viele, wenn nicht gar die meisten Menschen erleben das Weltgeschehen als überwältigend und haben in vielerlei Hinsicht das Gefühl, die Kontrolle verloren zu haben. „Stapelkrise” ist ein Wort, das diese Befindlichkeit zum Ausdruck bringt. Es gibt nicht mehr eine Abfolge von Krise und Lösung, sondern eine ungelöste Krise folgt auf die nächste.

Das hat dazu geführt, dass auch der Konsum unter anderen Vorzeichen stattfindet. Bis zur Corona-Pandemie regierte der „gierige Konsument“, der alles sofort verfügbar haben wollte. Das war die Fortführung der Maximierungskultur, die wir seit vielen Jahren beobachtet haben. Beispiele für das Agieren des gierigen Konsumenten sind etwa der Boom des Online-Handels oder die Erfolge der Streaming-Plattformen, die zu jeder Tageszeit ununterbrochenen Medienkonsum ermöglicht haben. Diese Erscheinungsformen haben noch einmal eine Entgrenzung ausgelöst – Ladenschlusszeiten und Sendetermine spielten plötzlich keine Rolle mehr.

Diese Entwicklung verschafft dem Menschen (dem Konsumenten) immer mehr Möglichkeiten, doch jede Entscheidung für eine Sache ist immer zugleich auch eine gegen hundert andere Optionen. Je mehr Optionen im Angebot sind, desto größer wird die Sehnsucht nach dem, was „auf der Strecke“ bleibt.

Wir kommen zu dem Befund, dass die Menschen sich aktuell in zwei Kulturen bewegen, die sich – eigentlich – gegenseitig ausschließen. Die Pandemie und die Krisen danach (Klima, Krieg, Energie, Inflation) haben aus dem gierigen einen paradoxen Konsumenten gemacht, der in einem beständigen Spannungsverhältnis lebt und nicht genau weiß, wo er sich zu Hause fühlen soll – bei der gewohnten  Maximierungskultur oder doch bei der Rückbesinnungskultur.

Die Maximierungskultur steht für die möglichst umfassende Selbstinszenierung des Ichs in allen Facetten, für das Einreißen von Grenzen („forever young“) und für ein beständiges Switchen zwischen Lifestyles und Lebensmodellen. Mehr geht immer, besser geht immer. Die Rückbesinnungskultur hingegen führt den Menschen weg von der Inszenierung hin zur Sinn- und Identitätsstiftung, sie glorifiziert das einfache Leben, sie setzt auf moralische und ethische Dimensionen des Konsums und erfreut sich an Ursprünglichkeit und Authentizität, wie sie beispielsweise die Natur bietet (zu bieten scheint, um genau zu sein). Es steht, um es auf den Punkt zu bringen, der entfesselte Konsum eines „Black Friday“ der Sinnsuche der „Fridays-for-Future”-Aktivisten gegenüber.

Quelle Fotolia

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Diese gegensätzlichen Wertesysteme haben in der Pandemie noch einmal eine Zuspitzung erlebt. Plötzlich stand Wissenschaft gegen Ideologie, Nähe gegen Distanz, Kontrolle gegen Eigenverantwortung, Paternalismus gegen Freiheitsliebe, und national gegen global.

Wie aber gehen die Menschen mit dieser Paradoxie um? Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass sich der Mensch einerseits wahrnimmt als ein Individuum, das hilflos einem Mahlstrom an überwältigenden Megatrends gegenübersteht, andererseits missbehagt es ihm, dass er in seiner selbst wahrgenommenen Winzigkeit zugleich für alles verantwortlich gemacht wird.

In der Praxis entlädt sich das Unbehagen, die hyperkomplexe globale Kultur nicht mehr fassen zu können, in vielfältigen Kontrollwünschen, die den Alltag dominieren. Die Diskussion über die Abschaffung des Bargelds, die Datenschutzdebatten, aber auch das Me-too-Thema und die Aktivitäten zum Klimaschutz bedienen unbewusst auch die Sehnsucht nach Kontrolle.

Ein anderer Ausweg ist, dass die Menschen für sich verstärkt nach Stabilität und Resilienz suchen. Insbesondere der Körperbezogenheit der Generation Z lässt sich vor diesem Hintergrund verstehen, denn Physis ist der Zugang zur Psyche – das geheime Ziel des Körperkults ist die Seele. Man macht sich resilient und stark, man lernt mit Widerständen (z. B. in Form von Gewichten) umzugehen und mit Energie dem Leben zu begegnen.

Grundsätzlich gibt bei den meisten Menschen das Eingeständnis, dass ein radikales Umsteuern erforderlich ist, wenn den nächsten Generationen keine verbrannte Erde hinterlassen werden soll. Und ebenso grundsätzlich regiert der Wunsch, dass all dies ohne einschneidende Umstellungen gelingen sollte: Wasch’ mir den Pelz, aber mach’ mich nicht nass!

POS und in der Markenkommunikation sollte versucht werden, zwischen diesen Widersprüchlichkeiten Brücken zu bauen. Nicht solche, die gleich einstürzen, wenn sie belastet werden, sondern die glaubwürdig eine Vermittlung zwischen diesen Welten versuchen. Konsum mit reinem Gewissen ist das Motto, und die Schlüsselwörter sind Nachhaltigkeit, Purpose und Diversity.

Moral am Regal (concept m Studie von 2020), das kann heißen, dem Verbraucher mit seiner Konsumentscheidung zugleich ein wenig Erleichterung bei seinem Dilemma zu verschaffen. Das Prinzip der Maximierung beispielsweise, das immer auch in anderen Bereichen zu Belastungen geführt hat (Gesundheit, Familie), könnte sich in der Markenkommunikation zu einem Prinzip der Komplettierung wandeln. Diese idealisierte Integration bedeutet dann, dass es nicht immer das Beste, Schönste und Tollste sein soll, sondern dass auch das Mittelmaß, das Ausbalancierte genügen kann. Derlei Positionierungen erfüllen die Sehnsucht nach einem guten Leben mit nachhaltigem Konsum und im Einklang mit der Natur.

Marken machen den Konsumenten Angebote zum persönlichen Wachstum innerhalb der Widersprüche unserer Welt* (*aus unserem Markenkompass „Spheres of Brand Impact ­– SOBI). Wenn dies auf einem glaubwürdigen Fundament erfolgen kann, bestehen gute Aussichten, auch in diesen bewegten Zeiten den Konsumenten mit spannenden Botschaften für die eigene Marke zu gewinnen.

 

07Nov/23
Temel Kahyaoglu

Retail Media und Content Logistics

von Temel Kahyaoglu, The Group of Analysts –

Unternehmen im Industrie- und Handelsgeflecht suchen seit jeher nach immer neuen Möglichkeiten, ihre Produkte möglichst effektiv zu vermarkten. Mit dem enormen Wachstum des Onlinehandels hat sich die Kommunikationsstrategie sowohl der Marken selbst als auch der Händler dramatisch diversifiziert. Die Customer Journey wird nicht länger als eine einfache Einbahnstraße verstanden, sondern als kanalübergreifende, multidimensionale und kontextabhängige Interaktionskette, die mit geeigneten Maßnahmen kontrolliert werden muss.

Die Basis dafür sind wie immer Daten – Kunden-, Produkt-, Standort- und Wettbewerbsdaten müssen sinnhaft miteinander vernetzt und instrumentalisiert werden, um Zielgruppen am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, mit dem richtigen Angebot und der richtigen Botschaft ansprechen zu können. Content Logistics beschreibt die Komplexität der Distribution dieser Botschaften in die immer größer werdende Anzahl an Kanälen. Das wiederum ist eine Aufgabe, die das richtige Werkzeug braucht: Die Information Supply Chain beschreibt die digitale Wertschöpfungskette von Unternehmen und hilft dabei, die relevanten Datenflüsse sehr detailliert zu skizzieren und damit Digitalisierungspotenziale zu erkennen und strategisch umzusetzen.

Die Komplexität ist allerdings nicht die einzige Herausforderung, die Unternehmen für sich lösen müssen. Der Konkurrenzdruck im Digital Commerce steigt, höhere Kosten und der Fachkräftemangel zwingt Unternehmen dazu, ihre interne Effizienz zu erhöhen und der Gesetzgeber verschärft die Situation nur noch. Ob Lieferkettengesetz oder DSGVO: die Produktkommunikation der Unternehmen liegt mehr denn je auf dem Prüfstein und die Möglichkeiten, Zielgruppen im Digital Commerce anzusprechen, schwinden.

Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) hat mit dem Retail Media Circle (RMC) einen Fachkreis gebildet, der sich mit den heutigen Möglichkeiten im Onlinehandel befassen und mehr Transparenz für die Vermarktungsvielfalt schaffen soll. Ein Ergebnis des Fachkreises ist eine klare Definition des an sich nicht neuen Begriffs Retail Media und das Bestreben, allgemeingültige KPIs für das sogenannte „360° Retail Media Portfolio“ festzulegen. Während sich viele Medien, Events und Plattformen bei diesem derzeit heiß diskutierten Thema in erster Linie auf den Onlinehandel fokussieren, gilt es insbesondere für Branchen wie dem Lebensmitteleinzelhandel vor allem auf den stationären Handel zu schauen. Denn hier liegt der Anteil des Onlinehandels nach wie vor im marginalen Bereich. Die Potenziale von Retail Media am Point of Sale sind enorm und Branchenführer wie Walmart geben den Takt vor: intelligent platzierte Werbebotschaften im stationären Handel nehmen Konsumenten mit auf eine sorgfältig inszenierte Reise.

Content Logistics

Content Logistics beschreibt die Bereitstellung von Informationen über verschiedene Kanäle, um bestimmte Ziele zu erreichen. Diese Informationen müssen für jeden einzelnen Zweck optimiert werden. Beeinflusst wird die Gestalt dieser Informationen dabei von ganz unterschiedlichen Faktoren. Dazu zählt sowohl der jeweilige Ausgabekanal als auch die anvisierte Zielgruppe und der Kontext, in dem der Content ausgespielt wird. Während diese auf den Endkonsumenten fokussierte Perspektive den meisten Kommunikationsverantwortlichen bereits klar ist, gibt es daneben drei weitere Perspektiven, die die DNA des Contents beeinflussen.

Die Perspektive der Mitarbeiter berücksichtigt das einzigartige interne Wissen, das insbesondere einen Blick auf die sonst versteckten Relationen erlaubt und Entscheidungen miteinbezieht, die einen strategischen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung und die Kommunikation der Unternehmen nehmen. Wir sehen hier einen deutlichen Wandel in den Unternehmen: Aufgaben in der Daten- und Contentpflege werden mehr und mehr automatisiert und Mitarbeiter werden effektiver dafür eingesetzt, ihre businessrelevante Perspektive einzubringen.

In der Perspektive auf das Unternehmen geht es um vielschichtige Themen vom Produkt, den Lösungen und Services bis hin zur Organisation und den Prozessen, dem Fulfillment, den Kanälen und dem Innovationszyklus. Die zahlreichen Interdependenzen zwischen den Einzelelementen der Unternehmensperspektive erfordern diesen Gesamtblick – andernfalls lassen sich Ergebnisse und KPIs nie eindeutig interpretieren.

Schließlich muss auch die Marktstrategie einbezogen werden – hier geht es darum, Marktreaktionen und -geschehnisse in Echtzeit zu identifizieren und die Kommunikationsstrategie entsprechend kontinuierlich anzupassen und zu optimieren.

All diese Perspektiven in einen Einklang zu bringen und in Form einer intelligenten digitalen Logistik zu instrumentalisieren, ist Aufgabe des Information Supply Chain Managements.

Information Supply Chain Management

Die Information Supply Chain beschreibt die digitale Wertschöpfungskette von der Beschaffung der Daten über ihre Aufbereitung bis hin zu ihrer Distribution in die unterschiedlichen Ausgabekanäle. Dabei wirft die Information Supply Chain insbesondere einen Blick auf die in diesen einzelnen logistischen Ebenen verorteten Softwaredisziplinen und bietet Unternehmen damit eine sehr transparente und einfache Methodik, um ihre Systemlandschaft sinnhaft zu skizzieren und als Grundlage für wichtige Entscheidungen die Digitalisierungsstrategie betreffend zu benutzen.

In der Beschaffungslogistik werden sowohl strukturierte als auch unstrukturierte Daten beschafft, verwaltet und transponiert. Relevante Softwaredisziplinen in diesem Bereich der digitalen Logistik sind das Product Information Management (PIM), Digital Asset Management (DAM), Customer Relationship Management (CRM), Master Data Management (MDM), Enterprise Resource Planning (ERP) und weitere Systeme.

In der Aufbereitungslogistik werden Daten zu Informationen verarbeitet. Neben der Globalisierung von Informationen (Mehrsprachigkeit, semantische und kulturelle Adaptionen, etc.), der Kommunikationsgestaltung (Print, Online und Mobile Publishing) und der Planung von Kommunikation (Marketing Operations, Automation und KI) findet hier auch die eigentliche Kollaboration und Steuerung der Informationslogistik statt.

Die Distributionslogistik stellt schließlich die Applikationslandschaft dar, die Daten und Informationen verteilen können. Dabei lassen sich statische nicht-digitale, statische digitale, Echtzeit- und Commerce-Content-Arten unterscheiden. Statischer Content hat zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung eine bestimmte festgelegte Form – Beispiele sind Kataloge, Etiketten oder Verpackungen. Statischer digitaler Content wird technisch über Content Management Systeme ausgegeben, die in erster Linie Webseite bedienen aber auch globale Datenpools im Handelszenario. Real-time Content wird zu dem Zeitpunkt, in dem das Kundenerlebnis stattfindet, aus beschafften, granularen Daten über die Aufbereitungsschicht zu Informationen verarbeitet, in Content-Form gegossen und über die Distributionsschicht in das entsprechende Interface ausgeliefert. Die wachsende Bedeutung solcher Szenarien verdeutlicht die Dringlichkeit, die systematischen Voraussetzungen für solche Technologien zu schaffen. Commerce-Content berücksichtigt außerdem kontextabhängige Aspekte wie volatile Preise, Lokalisierung, die physische Logistik, etc.

Retail Media

Retail Media hat die Aufgabe, Marken und ihre Produkte entlang der Customer Journey so zu positionieren, dass sie an jedem Touchpoint möglichst relevant und attraktiv dargestellt werden und die Kommunikation in ihrem Kontext dabei möglichst natürlich ist. Die Basis dafür sollen verwendbare Kundendaten liefern, die im digitalen und im physischen Ökosystems des Händlers entsprechend genutzt werden.

Amazon nimmt bereits einen Großteil seines Umsatzes durch den Verkauf von Werbeplätzen ein und auch hiesige Handelsunternehmen wie Media Markt oder Otto ziehen mit entsprechenden Angeboten nach. Der Vorteil dieser Handelsplattformen liegt natürlich auf der Hand: einerseits hat sich die Popularität der Onlinemarktplätze in den vergangenen Jahren stark erhöht – viele Konsumenten suchen heute direkt auf den Plattformen nach Angeboten, anstatt Suchmaschinen zu nutzen. In der Konsequenz verfügen diese Händler über einen riesigen Kundendatenschatz, den sie für personalisierte Werbung nutzen können.

Neben dem Bereich Advertising, zu dem eine Reihe von Maßnahmen wie Onsite-Werbung in Onlineshops oder Instore-Media-Angebote im stationären Handel gehören, gibt es drei weitere Business-Bereiche im Kontext von Retail Media. Der Bereich „Insights“ liefert messbare Ergebnisse aus der Customer Journey, die für die Optimierung der Kommunikation und der Werbeausgaben genutzt werden können. Der Bereich „Partner Programs“ soll Maßnahmen abdecken, um die Beziehung zu den Kunden weiter zu stärken und der Bereich „Content“ umfasst die Erstellung und die Produktion von Product Content, der die Interaktion der Kunden mit der Marke steigern und optimieren sollen.

Potenziale am Point of Sale

Wie eingangs bereits erwähnt, ist das Onlinegeschäft insgesamt zwar deutlich auf dem Vormarsch – für Branchen wie dem Lebensmitteleinzelhandel liegen die größten Potenziale jedoch nach wie vor im physischen Handel. Es ist also unabdingbar, im Kontext von Retail Media den Point of Sale nicht zu ignorieren, denn auch hier gibt es heute Möglichkeiten und Technologien, die die Customer Journey mittels kontextualisierter Werbung auf intelligent platzierten Bildschirmen sehr präzise beeinflussen und Marken und ihre Produkte damit sehr effektiv vor den Augen der Kunden platzieren.

Retail Media bietet Marken damit vielschichtige Möglichkeiten, ihre Produkte im Handel optimal zu platzieren.

Über Temel Kahyaoglu

Temel Kahyaoglu ist in verschiedenen Beratungspositionen tätig und leitet The Group of Analysts als Gründer und CEO seit 2010. Er erfand den Begriff des Information Supply Chain Managements im Jahr 2007 und ist der intellektuelle Vater der Market Performance Wheels – das am meisten respektierte Analystenwerkzeug in DACH neben dem Magic Quadrant von Gartner und dem Wave von Forrester. Mit seiner Privatkapitalgesellschaft The Grand Orchestra Audience gründete er vier Analystenunternehmen mit dem Ziel, die Transparenz im Softwaremarkt zu erhöhen.

M +49 173 6020 515 |  temel@tgoa.com

Über The Group of Analysts (TGOA)

Das renommierte Analystenhaus The Group of Analysts (TGOA) beobachtet seit 2010 den Markt für Unternehmenssoftware mit seiner einzigartigen Analysemethode „Market Performance Wheel“ mit dem Ziel, Transparenz für alle zu schaffen. Im Jahr 2021 wurden drei neue Unternehmen gegründet, die mit ihren jeweiligen Schwerpunkten das TGOA-Konzept potenzieren. The Group of Authors fördert als Verlagshaus mit Publikationen wie den Studien zu den wichtigsten Softwaremärkten, der Whitepaper-Reihe „headsUp“, dem Printmagazin „The Gazette“ oder dem Print-Marktverzeichnis „The Market“ die Kommunikation und das Thought Leadership im Markt. The Group of Advisors bietet als Beratungshaus ganzheitliche Beratungsleistungen zu allen Themen der Digitalisierungen an.

www.tgoa.com | heads@tgoa.com

 

31Okt/23
Thomas Koch

Warum Retail Media zurecht gehypt wird

von Thomas Koch –

„Spannend und stark vertreten wird das Thema Retail Media sein, die Werbemöglichkeiten im On- und Offline-Handel. Prognosen besagen, dass Retail Media bis zum Ende des Jahrzehnts die TV-Werbung überholt. Das gibt dem Marketing-Mix einen neuen Blickwinkel, neue Touchpoints. Der Boom von Retail Media wird vermutlich auch dadurch befeuert, dass immer noch nicht klar ist, wie die digitale Werbewelt ohne Third Party Cookies funktionieren wird.“ Das sagt Dominik Matyka, Chief Advisor der Dmexco zu Retail Media, dem Hype-Thema des Jahres.

Es gibt dennoch reichlich Verwirrung um das vermeintlich neue Thema und man wird das Gefühl nicht los, dass gerade jeder seine eigene Definition von Retail Media entwirft. Dank des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft (BVDW) gibt es jedoch längst eine offizielle: “Retail Media ist die einzigartige Möglichkeit, Marken und Produkte dort zu präsentieren, wo ihre Relevanz, Wahrnehmbarkeit und Akzeptanz hoch, ihr Weg zum Kunden kurz und ihr Kontext am natürlichsten sind. Als Mediengattung ermöglicht Retail Media auf Basis einer datengetriebenen Historie eine Funnel-übergreifende Messbarkeit der Werbewirkung, und dies direkt im digitalen und physischen Ökosystem des Retailers – On- und Offsite.”

Wem das zu kompliziert ist, kann es auch weiterhin „Werbung am POS“ nennen. Typisch Werbebranche, Dinge so kompliziert zu machen, dass es leider viele missverstehen. Retail Media ist so selbstverständlich, dass man sich fragt, wo der plötzliche Hype herkommt. War es nicht immer ein unverzichtbar wichtiger Teil des Marketings, am Point of Sale zu werben? Egal ob in der realen Welt oder digital?

Was wir hier erleben, ist unschön und schön zugleich. Nicht schön ist das allgemeine Vergessen der seit hundert Jahren gültigen Marketing-Mechanismen, zu dem das Wissen um die Stationen im Marketing Funnel, neudeutsch Customer Journey, zählt. Ebenso verloren manche offenbar die Fähigkeit, diese Mechanismen mithilfe von Medien und Werbung zu bedienen. Im Marketing muss wohl jede neue Generation wieder von vorne anfangen.

Schön ist dagegen die Erinnerung daran, dass es im Marketing Gesetze gibt, die versagen, wenn man sie nicht bedient. Und daran, dass – wenn Wettbewerber sie nicht beherrschen und vermeidbare Fehler begehen – sie damit den Weg frei machen für Erfolge der eigenen Marke.

Einer dieser kapitalen Fehler ist das Vernachlässigen der Stationen im sogenannten Upper Funnel (Awareness, Markenaufbau) zugunsten von Performance Marketing, das ausschließlich den nachfolgenden Lower Funnel bedient. Marketing-Experten warnen weltweit vor einer historischen Schwächung von betroffenen Marken, in die zuvor viele Jahrzehnte über Abermillionen jährlich investiert wurden.

Auch das Wissen darum, dass Awareness die Voraussetzung für das Funktionieren des gesamten, nachgelagerten Funnels schafft, scheint bei einigen Marketing- und Mediaentscheidern aus nicht näher bekannten Gründen verloren gegangen zu sein. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, solange man selbst durch kluges Handeln davon profitiert.

Wir sprechen hier über elementare Grundsätze des Marketings. Werbung am POS hat dabei eine wichtige Funktion. Sie ist der allerletzte Anstoß vor dem Kauf. Sie ist die allerletzte Möglichkeit für Marketing, in den Kaufakt einzugreifen. Sie erinnert potenzielle KundenInnen an alles, was in den Monaten, Wochen und Tagen zuvor über die Marke kommuniziert wurde: Werbung, Botschaft, Claim, Content, Marken-Differenzierung. Wenn es am POS unmittelbar vor dem Kauf nicht gelingt, diese Investition zu monetarisieren, war alles zuvor umsonst.

Kluge Marketer wissen das und investieren in Medien, die am POS verfügbar sind. Weniger kluge haben das vergessen und müssen durch den Hype um Retail Media daran erinnert werden. Kluge Marketing- und Mediamenschen wissen, dass Digital-Out-of-Home-Medien gezielt an zahlreichen POS eingesetzt werden können. Sie wissen, dass DOOH mit seiner enormen Reichweite zuvor die wertvolle Awareness aufbaut. Und dass dieses kongeniale Medium somit als einziges den Spagat zwischen Upper und Lower Funnel schafft. Das können weder TV noch Print, und Online noch viel weniger, da es ausdrücklich für 1-to-1-Marketing bevorzugt wird – für das genaue Gegenteil von Awareness.

Der Einsatz von DOOH am POS hat daher effektvolle Konsequenzen. Alle dokumentierten Cases, in denen der Abverkauf gemessen wurde, zeigen: mit DOOH steigen die Sales fast immer zweistellig, im Schnitt um 10-20 Prozent. Das bedeutet für die Marketing-Praxis, dass man sich mithilfe von DOOH regelrecht Marktanteile erkaufen kann. Die ahnungslosen Wettbewerber werden nicht einmal wissen, wie ihnen geschah.

Das macht DOOH zu einem Medium, das jeden Media-Mix belebt. Es steigert die Reichweite, senkt den TKP und befeuert den Abverkauf. Gleichzeitig ist es das mit Abstand umweltfreundlichste aller Medien, noch weit vor Radio, Online und TV. Das zeigen Berechnungen des „Green GRP“. DOOH hilft somit, clever eingesetzt, sogar die Emissionen jedes Media-Mix spürbar zu senken. Auch das bedeutet eine Sorge weniger für Marketingverantwortliche.

DOOH am POS ist Retail Media in Perfektion und eine Ehe, die meiner Meinung nach im Himmel geschlossen wurde.

19Okt/23
Prof. Dr. Carsten Kortum

Die neue Gattung Retail Media als strategisches Feld der Vermarktung im Handel

von Prof. Dr. Carsten Kortum

Bisher konnten Handelsunternehmen mit ihren Haushalts- und Filialhandzetteln Werbeflächen an die Industrie verkaufen. Diese Werbekostenzuschüsse (WKZ) waren bei Lebensmittelhändlern immer ein wichtiger Einnahmeposten. Walmart konnte z.B. in 2021 2,1 Mrd. $ Werbeerlöse erzielen bei 559 Mrd.$ Umsatz.

Das Retailmarketing-Mix hat sich in einer eher konservativen Handelslandschaft viele Jahre kaum verändert. Inzwischen ist aber das digitale Marketing fester Bestandteil und gewinnt zunehmend Gewicht in der strategischen Ausrichtung. Auch wenn das Medium Handzettel jede Woche noch millionenfach verteilt wird (und zu 80% ungelesen ins Altpapier wandert) und die Diskussion über pro und contra noch sehr intensiv geführt wird, ist der Trend klar vorgezeichnet. Die analoge Werbung wird durch digitale Werbung sukzessive und bei machen Händlern auch abrupt ersetzt. Die Klassiker Fernsehen, Radio und Printwerbung in Tageszeitungen und Handzetteln gehen zurück. Aus dem WKZ-Marketing wird in der Folge Retail Media.

Wie kann die Zukunft von Retail Media aussehen? Wie können Angebote des Handels an die Markenartikelindustrie gestaltet werden? Wie sehen die Kampagnen und die Kundenansprache von morgen aus?

Der Handel kann hier seine Kundendaten nutzen, Daten, die die Industrie gerne selber hätte. Das setzt natürlich eine hohe Kundendatenqualität voraus. Wenn keine Kundenkarten und Kundenapps vorhanden sind oder die Nutzungsquote nur gering ist, wird die zielgenaue Kundenansprache kaum möglich sein. Nur Bonauswertungen ohne Kundenbezug reichen dafür nicht aus. Kundendaten sind somit nicht nur für die Kernleitung eines Händlers, das Sortiment, wichtig, sondern auch für die Vermarktung von digitalen Werbeflächen. Ein Großteil der Angebotspreise wird daher zukünftig nur noch an Kundenapps gebunden sein. Der/die Kunde:in bekommt die Angebote und gibt im Gegenzug seine Daten.

Die digitale Werbung am Point of Sales (POS) für Marken kann über Stelen und Videoboards an den Gondelköpfen oder Eingangszonen oder auch über digitale Minibildschirme und Mutimediashelf eingespielt nicht nur statische Informationen, sondern auch Bewegtbilder bis hin zu kurzen Videos analog zu Reels zeigen. Diese Medien könnten Werbetreibenden somit mit einem deutlichen Mehrwert angeboten werden. Die hohe Flexibilität konnten die Handzettelwerbung nie leisten. Zusätzlich wird der Einkaufswagen am POS zukünftig nicht nur mit Kameras und Sensoren erkennen, was sich im Einkaufskorb befindet, um den Check-out zu erleichtern. Ein LED-Sreen am Wagen wird nicht nur eine digitale Navigation ermöglichen, sondern auch Werbung von Markenartiklern. Die Süßwarenwerbung gibt es dann genau beim Einbiegen in den entsprechenden Gang im Supermarkt eingespielt.

Diese digitalen Werbebotschaften können dann bei filialisierten Händlern auch auf Sortiment, Promotions, Zielgruppen und Kaufverhalten vor Ort individuell angepasst werden. Die Zeit zwischen Werbeimpuls und Kaufentscheidung am POS ist deutlich verkürzt auf wenige Sekunden gegenüber dem Impuls morgens in der Tageszeitung und dem Nachmittagseinkauf im Supermarkt. Bei der Informationsüberflutung ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Die Messbarkeit der digitalen Werbung durch die am POS ermittelten Kundendaten zeigt die Kampagenwirkung deutlich valider. Die Industrie zahlt ja nur für nachweisbare höhere Aktivierung und Absätze. Die Möglichkeit von Feldexperimenten bei den Werbebotschaften ist deutlich flexibler mit direkt zuzuordnenden Erfolgskontrolle. Dieses wird zu effizienteren Promotions und Neuprodukteinführungen führen.

Auch in der Out-of-home-Werbung an und auf den Außenflächen des Handels wird die bisher übliche Plakatwerbung durch digitale Bildflächen ersetzt werden. Wie im Fußballstadion bei der digitalen Bandenwerbung wird entsprechend der Kundenzusammensetzung über den Tag die Werbung verändert. Dynamic Pricing wird ergänzt durch Dynamic Retail Media, eine schlagkräftige Kombination.

Im E-Commerce gibt es für den Handel ein weiteres interessantes Themenfelder. In den Onlineshops der Händler erfolgte die zielgruppenspezifische Bespielung der Werbeflächen bisher auf Basis von Cookies. Diesen muss jedoch aktiv zugestimmt werden. Kunden auf den Internetseiten der Händler sind mit ihrer Kaufhistorie bekannt. Hier kann unmittelbar bei Produktsuchen noch vor der Kaufentscheidung ganz spezifisch der Kundschaft eine Markenproduktbotschaft gezeigt werden. Kurz vor dem Klick bei gegebener Nachfrage die eigene Marken präsentieren, für den Markenartikler der beste Zeitpunkt für seinen Impuls ohne Streuverluste.

Digitale Regale können am POS Artikel aus dem Onlineshop und dazu passende Werbeinhalte zeigen und damit aus Multi-Channel mit getrennten Kanälen endlich Non-line-Marketing machen. Nach dem Long-Tail-Ansatz verlagern sich die Umsätze von den Hits in die Nische. Die Nische kann durch digitale Regale mehr Aufmerksamkeit bekommen. Auch hier wird es wie im analogen Regal gute und wenige gute Plätze geben, die entsprechend vermarktet werden können. Die Marke kann sich hier positionieren mit Infos, die weit über die Informationen bei Electronic Shelf Label (ESL) hinausgehen. ESL wird sich eh verändern von den Vorgaben der Preisauszeichnungsverordnung hin zur aktiven Kundenansprache.

Das Gesamtvolumen von Retail Media wird nach WPP-Einschätzung auf 160 Mrd. USD anwachsen bis 2027 mit dann 14,4 % Anteil an den weltweiten Werbeausgaben. Der Anteil von Retail Media kann von heute 0-3% Anteil am Bruttowarenwert auf bis zu 5% steigen. Hier liegt der Hebel für eine höhere Profitabilität im Handel. Von diesem riesigen Kuchen werden sich die Händler ein Stück abschneiden, die konsequent und strategisch in digitales Marketing investieren. Das Feld muss dabei nicht Amazon und Co. überlassen werden.

18Okt/23

POSbranding Almanach 2023: Themenschwerpunkt Retail Media

Wir freuen uns, das aktuelle POSbranding Jahrbuch 2023 vorzustellen. In diesem Jahr haben wir uns auf die Wachstumschancen von Retail Media konzentriert.

Retail Media ist ein wachsender Markt, der in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird. Laut einer Prognose des IAB Deutschland wird der Europäische Retail Media-Markt bis 2026 auf 26 Milliarden Euro wachsen – vergleichbar zu klassischen TV-Werbeeinnahmen.

Dieses Wachstum ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Zum einen wird der Online-Handel weiter zunehmen, wodurch sich auch die Möglichkeiten für Retail Media-Kampagnen erweitern. Zum anderen werden die Kunden immer anspruchsvoller und erwarten ein personalisiertes Einkaufserlebnis – online und offline im Geschäft.

Retail Media bietet Händlern eine Möglichkeit, sich gegenüber den GAFAs (Google, Amazon, Facebook und Apple) zu positionieren. Die GAFAs dominieren den digitalen Werbemarkt, doch Retail Media bietet Händlern die Möglichkeit, ihre eigenen Werbeflächen zu verkaufen und so einen Teil der Werbegelder zurückzugewinnen.

Für Werbetreibende bietet Retail Media eine flexible Verlängerung Ihrer Branding- oder Lower Funnel-Kampagnen zur direkten Kundenansprache im Kaufumfeld – online und direkt auf der Verkaufsfläche im Markt.

Fazit

Retail Media ist ein Wachstumsmarkt mit einer Reihe von Chancen für Händler und Werbetreibende. Unternehmen, die diese Chancen nutzen, haben die Möglichkeit, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und neue Kunden zu gewinnen.

Der POSbranding Almanach 2023 bietet Ihnen einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich.

Wenn Sie mehr über Retail Media wissen wollen….

18Okt/23
POSbranding Almanach 2023

Almanach 2023 jetzt online

Zum Jahresende haben wir wieder unseren POSbranding Almanach zusammengestellt, der ab sofort als ePaper und zum Download zur Verfügung steht. Zusätzlich zu den aktuellen Berichten und Studien können Sie in sämtlichen redaktionellen Beiträgen des Jahres 2023 schmökern.

Die Schwerpunktthemen der aktuellen Artikel aus der Handelswelt von namhaften Autoren in der neuen POSbranding Ausgabe sind:

  • Vorwort: Warum Retail Media zurecht gehypt wird – von Thomas Koch, DOOH-Consultancy
  • Retail Media und Content Logistics – von Temel Kahyaoglu, The Group of Anaysts
  • Die neue Gattung Retail Media als strategisches Feld der Vermarktung im Handel – von Prof. Dr. Carsten Kortum, DHBW Heilbronn
  • Der paradoxe Konsument und seine Auswirkungen auf die Marken – von Thomas Ehrenfeld, Concept M
  • Die Rolle der Filiale in der Nähe – von Joachim Netz, MediaAnalyzer
  • Kanalveränderungen in der Angebotskommunikation: Risiken und Chancen – von IFH MEDIA ANALYTICS und MEDIA Central

Auch dieses Handbuch stellen wir vor allem als ePaper und als PDF zum Download zur Verfügung, da wir aktiv zum Umweltschutz beitragen möchten.

Unseren Kunden bieten wir auf Wunsch weiterhin gerne auch ein gedrucktes Handbuch an.

Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre.

Zum POSbranding Handbuch

Download als PDF

08Aug/23

Zeitenwandel im Handel

Wo steht der stationäre Einzelhandel? Wieviel Leben steckt noch in ihm?

– von Sören Ott, Vorstand Gruppe Nymphenburg –

Gruppe Nymphenburg und Ebner Stolz haben sich in der gemeinsamen Studie „Zeitenwende im Handel“ mit den Zukunftsperspektiven des stationären Einzelhandels beschäftigt. Durch aktuelle Aus- und Nebenwirkungen wie der Covid-19-Pandemie, der Lieferkettenkrise, dem Ukrainekrieg und der Inflation summieren sich die überwiegend exogenen Marktfaktoren und stellen weltweit viele Branchen vor fundamentale Herausforderungen. Wo steht der stationäre Einzelhandel? Wieviel Leben steckt noch in ihm? Wie sieht seine Zukunft aus? Und wie können die derzeitigen Herausforderungen in Verbindung mit den Erwartungen der Kunden bewältigt werden? Unteranderem damit beschäftigt sich die Studie von Gruppe Nymphenburg und Ebner Stolz.

Der stationäre Handel muss viel stärker auf unterschiedliche Kundengruppen einstellen

Im Mittelpunkt steht eine kritische Abwägung der strategischen Stellhebel, die dem stationären Handel gegenüber dem Online-Handel zur Verfügung stehen. Der stationäre Einzelhandel muss sich aufgrund der beschriebenen Herausforderungen viel stärker auf die unterschiedlichen Kundengruppen und deren Motivlagen und Bedürfnisse sowie die standortspezifischen Ausprägungen einstellen – und die Standorte entsprechend ausrichten. Die Ergebnisse der Studie werden in sieben, kompakten Thesen zusammengefasst. Aus ihnen wird abgeleitet, wie Erfolgskonzepte und Handlungsoptionen für den stationären Einzelhandel aussehen können. Einzelhändlern mit der Bereitschaft zur laufenden Anpassung und Weiterentwicklung werden Ideen und Ansatzpunkte an die Hand gegeben, um sich in weiterhin schwierigen Zeiten erfolgreich zu behaupten.

Die Studie beleuchtet den Einzelhandel aus drei Perspektiven

Im Rahmen der Studie wurden ausführliche Interviews mit Endkunden, Vertretern aus dem Einzelhandel selbst (C-Level) sowie (neuro-)wissenschaftlichen Experten geführt. Mit den gewählten Blickwinkeln aus Endkundenperspektive, Praktiker-Erfahrung und wissenschaftlicher Betrachtung konnte die aktuelle Situation des stationären Einzelhandels umfänglich betrachtet und bewertet werden. Für die Kunden-Perspektive wurden im Dezember 2021 mit einer bundesweiten Stichprobe mehr als 2000 Online-Interviews in Deutschland durchgeführt. Die Befragung wurde im August 2022 wiederholt, um aktuelle Trends zu berücksichtigen, aber auch um die Datenstabilität zu verbessern. Im Rahmen der Befragung wurde das Online-Offline-Kaufverhalten für viele wichtige Branchen im Detail erfasst und hinterfragt. Zusätzlich erfolgte eine (neuro-) wissenschaftliche Betrachtung mit folgenden Fragestellungen: Welche Auswirkungen haben gegenwärtige Krisen auf uns Menschen – und unterschiedliche Zielgruppen? Wie verändert sich das Verhalten der Konsumenten aus psychologischer Sicht? Was möchte/erwartet der Kunde/ Konsument (Treiber und Barrieren)? Wie wichtig ist der stationäre Einzelhandel u. a. als sozialer Kontaktpunkt – auch mit Blick auf das Ziel, dass unsere Innenstädte nicht (weiter) veröden sollen. Dazu wurden drei renommierte Psychologen und (Neuro-)Wissenschaftler befragt und deren Sichtweisen in der Studie zusammengefasst. Die Studie wird abgerundet durch die Berücksichtigung der Handels-Perspektive: CEO-Gespräche, die mit Handels-Managern verschiedener Segmente im Einzelhandel geführt wurden: Wie schätzen sie die aktuelle Situation des stationären Einzelhandels ein, wo liegen Risiken, wo aber auch Chancen? Aus der Befragung und den geführten Interviews konnten wertvolle Erkenntnisse als Basis für die sieben nachfolgend formulierten Thesen gewonnen werden.

Die 7 Thesen für die Zukunft des stationären Einzelhandels im Überblick

  1. Die Bedeutungen haben sich verändert: Online ist heute der prägende Kanal, aber der stationäre Handel hat seine Berechtigung. Der stationäre Handel muss seine ihm eigenen und individuellen Stärken besser spielen. Denn nur wenn die „positive Emotionalisierung“ des Kunden und der wahrgenommene Nutzen, der durch den Besuch eines stationären POS entsteht (s. These 2), größer bzw. intensiver sind als der Vorteil/ Nutzen, der durch den Online-Handel generiert wird, kann sich der stationäre Handel gegenüber dem Online-Handel langfristig behaupten.
  2. Der stationäre Einzelhandel muss seine ureigenen Stärken konsequent und v.a. besser spielen: Ausrichtung auf Zielkunden, standortspezifische Ausprägungen und Formattypen, mit unterschiedlichen Prämissen in den Branchen. Die Anforderungen an Produkterlebnis, Einkaufsatmosphäre etc., variieren branchenspezifisch. Die bedürfnisorientierte Ausrichtung auf die unterschiedlichen Kundengruppen vor Ort gilt als Notwendigkeit.
  3. Der Point-of-Sale entwickelt sich zum Point-of-Experience: Konsequente Erfüllung der Bedürfnisse der Kunden mit einem intelligenten und relevanten Mix aus Produkt, Service & Erleben. Der stationäre Einzelhandel muss sich laufend die Frage stellen, wie er den wachsenden Anforderungen der Konsumenten und der nochmals gestiegenen Komplexität gerecht werden kann.
  4. Der stationäre Handel muss seine Kunden kennen (lernen): Datenkompetenz wird zur Pflicht, der Rückstand bei data-driven-Insights muss aufgeholt werden. Der Einzelhandel muss Mechanismen zur plattformübergreifenden strukturierten Datengewinnung und
    -verwendung entwickeln & implementieren.
  5. Schluss mit dem Einheitsbrei: Customized offers lösen „one-size-fits-all-Ansätze“ ab. Zur Differenzierung gegenüber dem Online-Handel rückt die spezifische Bedürfniserfüllung weiter in den Mittelpunkt: Das heißt individuelle (Produkt-) Interaktionen und Erlebnisse zu schaffen, um von einer überdurchschnittlich hohen Zahlungsbereitschaft zu profitieren.
  6. „Nichts ist für den Mensch wichtiger als der Mensch“: Intelligent eingesetzte Personalressourcen und ein hoher Grad an Automatisierung schaffen Platz für wichtige menschliche Interaktion. Gerade vor dem Hintergrund der überwiegend anonymen Kaufprozesse im Online-Handel rückt der stationäre Einzelhandel als soziale Interaktionsplattform in den Mittelpunkt der Kunden – je nach Branche in unterschiedlichen Dimensionen.
  7. Be(come) a local Hero: Handelskonzepte müssen sich in die regionalen Strukturen vernetzen, Regionalität wird ein zunehmend positiv emotionalisierender Faktor. Regionalität heißt außerdem, der gesellschaftlichen Verantwortung als sichtbarer Stakeholder vor Ort gerecht zu werden.

Dieser stark gestraffte Blick in die Studie von Gruppe Nymphenburg und Ebner Stolz kann über die Anforderung des kompletten Thesenpapiers vertieft werden. Bei Interesse wenden Sie sich gerne an Sören Ott, Vorstand Gruppe Nymphenburg, erreichbar über s.ott@nymphenburg.de.

20Jul/23

Neues POSbranding
Handbuch ist jetzt online

Unser neues POSbranding Handbuch für das dritte Quartal 2023 Sommer steht Ihnen jetzt online als Blätterkatalog und zum Download zur Verfügung.

Schwerpunktthemen der aktuellen Berichte und Studien aus der Handelswelt in der neuen POSbranding Ausgabe sind:

  • Vorwort: Markenroadshow 2023 – Zeitenwende des Marketing; Nachhatigkeit von Dr. Peter Haller, Serviceplan
  • Das Marketing im Omnichannelhandel durch Informationstechnologien optimieren von Prof. Dr. Schütte, Universität Duisburg EssenI
  • Programmatic DOOH – Eine Erfolgsstory von Helmut van Rinsum, Fachverband Aussenwerbung e.V.
  • Category Vision – Ein Add-On zum Category Management von Birgit Schröder, GS1
  • Wer schreibt denn da? von Dr. Ralph Deckers, Studie des ECC Köln und salesforce zu Chatangeboten
  • DIE Grillchampions von 2023 – Die Sieger der Grillprüfung 2023v on Dr. K.H. Kille, BrandLogistics.NET.

Auch dieses Handbuch stellen wir vor allem als ePaper und als PDF zum Download zur Verfügung, da wir aktiv zum Umweltschutz beitragen möchten.

Unseren Kunden bieten wir auf Wunsch weiterhin gerne auch ein gedrucktes Handbuch an.

Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre.

Download als PDF

18Apr/23

Grillchampions 2023 gekürt

Rechtzeitig zum Start der Grillsaison stehen die Top-Produkte der Initiative GRILLPRÜFUNG© 2023 fest. Die Grillchampions 2023 wurden erstmalig an der food akademie Neuwied gekürt.

Die Auswahl der Top-Produkte traf wie gewohnt eine unabhängige Fachjury mit Benjamin Haase (REWE), Axel Heidebrecht (Getränkeland), Michael Rees (EDEKA), Rainer Rentschler (EDEKA), Christian Stolzenberger (EDEKA), Max Sütterlin (HIT) und Markus Voigt (SPAR Express).

Erstmalig fand die GRILLPRÜFUNG© in diesem Jahr mit Studierenden der food akademie in Neuwied statt, direkt vor dem beeindruckenden, kürzlich neu eröffneten Kompetenzzentrum Supermarkt der food akademie Neuwied. Die angehenden Handelsbetriebswirte namhafter selbstständiger Lebensmitteleinzelhändler verkosteten die eingereichten Grillprodukte bei frühlingshaften Temperaturen direkt am Grill und bewerteten diese kritisch. Der Abend klang in wunderbarem Ambiente spät in der Nacht aus.

Auf Platz 1 (Gold-Medaille) landete MEGGLE GmbH & Co. KG mit dem Produkt „Meggle Steinofen Dinkel Brot 250 g“, der idealen Ergänzung zu Ribeye, Fischfilet oder Grillkäse.

Platz 2 (Silber-Medaille) geht an Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH und ihrem „1112 Grauburgunder Trocken 0,75l“, der perfekte Begleiter zu allen Grillspezialitäten, ob Fleisch oder Vegan.

Die auf Platz 3 (Bronze-Medaille) gekürte „Vantastic Foods Vegane Grillmixplatte 340 g“ von Velivery GmbH & Co. KG bringt den vegetarische Beweis, dass das Grillen auch ohne Fleisch ein voller Erfolg wird. Mit der Grillmix-Platte von den Vegan-Profis Vantastic kommt jeder auf den Geschmack. Und das rein pflanzlich.

Alle ausgezeichneten Produkte finden Sie hier:

zu den Teilnehmern 2023

GRILLPRÜFUNG BESTANDEN© zeichnet Markenprodukte aus, wenn diese für die Grillsaison neue Impulse im deutschen Lebensmittel-Markt setzen.

“Mit der Grillprüfung erhalten wir Kaufleute des MLF einzigartige Vorschläge für unsere Kunden zur neuen Grillsaison” – Rainer Rentschler, EDEKA Rentschler, Beirat Grillprüfung

Über die Grillprüfung

Die Initiative GRILLPRÜFUNG BESTANDEN© wurde 2012 durch den MLF-Innovationsclub und der BrandLogistics.NET ins Leben gerufen und feierte bereits sein 10jähriges Jubiläum.

Der selbständige Kaufmann weiß am Besten, was seine Kunden wünschen.

Die Prämierung GRILLPRÜFUNG BESTANDEN© wurde initiiert, um Kunden neue Produkte zum Grillen vorzuschlagen. Der MLF Innovationsclub und BrandLogistics.NET zeichnen Markenprodukte mit dem Siegel „Grillprüfung bestanden“ aus, wenn diese neue Impulse für die Grillsaison geben.

Über MLF Innovationsclub

Der MLF Innovationsclub vertritt die digitalen Marketing Interessen und Bedürfnisse von mehr als 100 selbständigen Kaufleuten, die mit einem Umsatz von mehr als sechs Milliarden Euro und rund 1.000 Regie geführten Märkten im Mittelständischen Lebensmittel Filialbetriebe (MLF) e.V. organisiert sind.

Über die food akademie Neuwied

Die gemeinnützige food akademie Neuwied GmbH ist wirtschaftlicher Träger der privaten und staatlich anerkannten Bundesfachschule des Lebensmittelhandels, die seit über 85 Jahren die einzige Branchenfachschule des deutschen Lebensmittelhandels ist. Aufgabe der Neuwieder Kaderschmiede ist die Qualifizierung von Fach- und Führungskräften für den POS (point of sale). Mit Aufstiegsqualifizierungen zum/r Handelsfachwirt/in und zum/r Handelsbetriebswirt/in in Vollzeit oder auch berufsbegleitend bietet die Neuwieder Bildungseinrichtung dem Branchennachwuchs einzigartige Aufstiegschancen an und durch Kooperationen mit anerkannten Hochschulen und internationalen Akademien ist auch ein Abschluss als akademischer Bachelor oder Master ohne Abitur möglich. Zahlreiche Karrieren und Existenzgründungen haben ihren Anfang in Neuwied genommen. Viele erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer haben den Grundstein ihrer Selbstständigkeit in Neuwied gelegt und aktuell studieren in Neuwied am Rhein mehr als 1.400 Nachwuchskräfte des LEH. Das Neuwieder Netzwerk lebt seit vier Generationen!

Über BrandLogistics.NET

BrandLogistics.NET GmbH wurde auf Initiative führender Industrie- und Handelsunternehmen gegründet. BrandLogistics.NET synchronisiert Branded Content mit relevanten Touchpoints führender Handelsunternehmen in Deutschland, wie der EDEKA, REWE und MARKANT. Mit dem Einsatz neuester, intelligenter Technologien werden die Werbeinhalte direkt mit den Werbesystemen des Handels synchronisiert – vom Werbeträger im Markt über Onlineshops bis zum klassischen Handzettel (Retail Media).

Zur Teilnahme an der nächsten Grillprüfung kontaktieren Sie:

Dr. Klaus-Holger Kille
06221 40508-50
06221 40508-55
holger.kille@brandlogistics.net

Kontakt

Bildquelle: Zimpfer Photography – Hochzeitsfotograf Simon Zimpfer

29Mrz/23

Mediendaten 2023

Der Digital-out-of-Home Retail Media Markt ist 2023 eine der am stärksten wachsenden Gattungen buchbarer Außerhaus-Medien.

Für Ihre Planungen 2023 präsentieren wir Ihnen unsere neuen Mediadaten – mit der größten Auswahl buchbarer Medien im Lebensmittel (z.B. REWE, EDEKA) und Convenience (DB Service Stores) Handel.

DB Service Stores (Travel TV) sind jetzt auch programmatisch buchbar.

Seit 2023 sind wir Mitglied des IDOOH | Institute für Digital Out of Home Media.

Unsere Mediendaten 2023 stehen Ihnen ab sofort zur Verfügung.

Planen Sie auch in diesem Jahr eine umfangreiche Kommunikation, bei der wir Sie sehr gerne unterstützen.

Hier finden Sie unsere neuesten Angebote.

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